Meerbusch (RP). Heute beginnt der Erörterungstermin zum Bau einer 380 000-Volt-Leitung unter anderem durch Meerbusch und Willich im Saal des Polizeipräsidiums Krefeld. Meerbusch hat keine Einwände.
Nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima und der in Deutschland beschlossenen Energiewende würden neue Hochspannungsverbindungen vom Norden in den Süden der Bundesrepublik notwendig, erklärten die Stromkonzerne. Tatsache ist, dass die entsprechenden Planungen vor allem auch zum Transport von Strom aus Windenergie aus einer Zeit weit vor dem Atomunfall in Japan stammen.
Heute findet in Krefeld ab 10 Uhr im Wilhelm-Elfes-Saal des Polizeipräsidiums der Erörterungstermin für den Neubau einer 380 000-Volt-Leitung über Willicher, Meerbuscher und Krefelder Stadtgebiet statt. An diesem Termin dürfen nur Betroffene teilnehmen, die eine Stellungnahme im so genannten Planfeststellungsverfahren abgegeben haben. Hinter verschlossenen Türen werden die Einwände gesammelt, begründet und abgewogen.
Sie münden in einen Planfeststellungsbeschluss, der Rechtsgrundlage für den Bauherrn Amprion GmbH sein wird. Die Stadt Meerbusch hat gegen das Vorhaben keine Bedenken, weil es lediglich am äußersten westlichen Rand quasi auf der Stadtgrenze zu Willich Auswirkungen hätte. Meerbusch sei davon mit einem einzigen Strommast betroffen, heißt es in der Meerbuscher Stellungnahme.
Wesentlich länger im Gespräch und in den Auswirkungen auf den Stadtteil Osterath deutlich stärker ist eine zweite Planung. Schon in 2008 beschäftigten sich Politik und Verwaltung in Meerbusch mit dem Bau einer weiteren 380 000-Volt-Freileitung vom Emsland über Wesel, Osterath nach Kaarst und noch weiter. Inhaltlich hat sich die Stadt bislang nicht positioniert. Formal hat die Kommune einstimmig die Durchführung eines Planfeststellungsverfahrens gefordert, in dem dann ausreichend Gelegenheit bestünde, sich mit der konkreten Planung zu befassen. „Im Februar 2010 hat es einen runden Tisch beim zuständigen Minister gegeben. Seitdem ist das Verfahren nicht weiter fortgeschritten“, sagte Harald Kirsten, zuständiger Fachmann in der Stadtverwaltung, auf RP-Anfrage.
Die Trasse für die vorgesehene neue Höchstspannungsleitung verläuft über landwirtschaftlich genutztes Gebiet und würde vorhandene Leitungen mit 220 KV und 110 KV ersetzen. Demzufolge würden zwischen Gohr und Osterath etwa 50 neue, bis zu 55 Meter hohe Masten errichtet und 107 Masten von bis zu 33 Meter Höhe wegfallen.
Aus Angst vor Elektrosmog und Sorge vor einer Verschandelung der Landschaft sammelten Bürgerinitiativen vorsorglich Hunderte Unterschriften für die Forderung, die Kabel in die Erde zu verlegen. Dagegen führe das RWE zahlreiche Argumente ins Feld, berichtete Kirsten. Wesentlich seien angeblich höhere Kosten, eine Bodenerwärmung, geringere Haltbarkeit und der zwingende Verzicht auf jedwede Überbaubarkeit und Nutzung der Fläche. Ein Termin für den Beginn des Planfeststellungsverfahrens sei der Stadt bislang nicht bekannt, sagte Kirsten.
Quelle: RP/rl
VON NORBERT STIRKEN – zuletzt aktualisiert: 28.02.2012