UWG zur Entschlammung: „Auch der Rat trägt Mitverantwortung!“

Kaarst (Kaarster Extra-Tipp): Die alte Dame weint auf offener Straße, kann ihre Gefühle nicht verbergen: „Das ganze Leben habe ich für mein Häuschen gespart und jetzt ist es nichts mehr wert!“ Wie viele andere Kaarster Bürger steht bei ihr das Wasser im Keller. Eine Entschlammung des Nordkanals könnte hier Abhilfe schaffen (wir berichteten).
Und genau das fordert auch die Unabhängige Wählergemeinschaft Kaarst: In nur sechs Wochen hat die UWG rund 900 Unterschriften in allen Ortsteilen gesammelt.

Kaarst. Diese Unterschriften, mit denen die Bürger eine Entschlammung des Nordkanals fordern, überreichte jetzt der UWG-Vorsitzende Uwe Grünkemeier an Bürgermeister Franz-Josef Moormann, der gleichzeitig Vorsteher des Wasser- und Bodenverbandes Nordkanal ist. Genau der richtige Mann also, um eine Entschlammung auf den Weg zu bringen.

Grünkemeier forderte auch den Stadtrat zum Handeln auf. Er hatte sich in die Tiefen der Archive begeben und einen Ratsbeschluss „ausgebuddelt“, mit dem dieser sich am 21. Juni 1972 beim Bebauungsplan „Holzbüttgen Mitte“ über die Bedenken des Wasser- und Bodenverbandes hinweg gesetzt habe. Dieser habe damals angemahnt, dass „durch die zusätzliche Bebauung die Kapazität des Nordkanals als Vorfluter nicht mehr ausreicht“. Insofern trage also auch der Stadtrat eine Mitverantwortung an der heutigen Situation.

„Des Weiteren hat der Wasser- und Bodenverband Nordkanal seit Jahrzehnten seine Aufgaben zur Pflege des Nordkanals nicht mehr wahrgenommen“, sagte Grünkemeier, „hier sehen wir als zentrales Problem die Einstellung der Grundräumung an, die für den Bürger nicht vorhersehbar war. Er durfte mit der regelmäßigen Entschlammung rechnen und musste deshalb auch keine besonderen baulichen Schutzmaßnahmen treffen“.

Die Bedenken des Verbandes von 1972 und die Aussetzung der Entschlammung begründeten möglicherweise heute schon Schadensersatzansprüche der Geschädigten.

Neben der Tatache, dass der Nordkanal seine Aufgabe als Vorfluter kaum noch erfüllen könne, stelle er auch ein erhebliches Risiko für Leib und Leben dar. Grünkemeier: „Dem Verband ist bekannt, dass sich die Schlammmengen mehr als verdoppelt haben.“ Wehe dem, der von den Schlammmassen erfasst und nicht mehr losgelassen wird, wie es zum Beispiel beinahe vor einigen Wochen passiert wäre, als ein Auto kopfüber im Nordkanal landete.

Mit den rund 900 Unterschriften will Grünkemeier jetzt den Bürgermeister auffordern, „Maßnahmen zur Entschlammung und zur nachhaltigen Pflege ds Nordkanals umgehend zu veranlassen und für deren Finanzierung Sorge zu tragen.

Diese dürfe nicht über eine „verlogene 80:20-Mogelpackung“ erfolgen, die nur wenigen Bürgern die finanzielle Hauptlast aufbürde. Es ginge nicht, dass der Bürger 80 Prozent der Kosten für eine Entschlammung tragen solle.

Die UWG will auf jeden Fall weiter Druck in Sachen Grundwasser und Nordkanal-Entschlammung machen. Darin bestärkt wird sie von der Bürgerresonanz bei der Unterschriftensammlung – wie zum Beispiel der Reaktion der eingangs erwähnten älteren Dame. Aber auch die große Solidarität von nicht Betroffenen beeindruckte Uwe Grünkemeier. „Viele Bürger haben uns angesprochen und auf ihrer Straße weiter fleißig Unterschriften gesammelt. Wir haben den Nerv der Bürger getroffen!“ Bürgermeister Franz-Josef Moormann wird auch im vor einigen Wochen wieder ins Leben gerufenen Arbeitskreis Grundwasser das Thema Nordkanalentschlammung behandeln.

von Rolf Retzlaff,
Kaarst Aktuell 110515

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